contactzum BLOG

ULTRADIRETTISSIMA - The Hannibal Project
Shakal Ryan Transalp
In 3 Tagen über die Alpen nach Italien ... oder ...

MAN against BIKE



Alle guten Läufer und zugleich passionierten Bergsteiger, aber auch Mountain Biker Mitteleuropas, träumen früher oder später in ihrem Leben davon:
Einmal zu Fuss (bzw. mit dem MTB) über die Alpen. Von Deutschland nach Italien.
Der Wege gäbe es viele. Besonders beliebt ist die Strecke von Oberstdorf nach Südtirol, mal mehr östlich u.a. über die Ötztaler Alpen, mal weiter westlich über das Schweizer Engadin. Ich entschied mich für:

7900 Höhenmeter x2
6 Gebirge (Allgäuer, Lechtaler, Verwall, Silvretta, Sesvenna, Ortler)
5 Kilo Gepäck
4 Länder (D - A - CH - I)
3 Tage
2000er Pässe massenhaft
180 km

Von Oberstdorf zu König Ortler auf der direktesten Route.
**Dazu demnächst mehr an dieser Stelle**

--Der Anlauf:--

Isarrun 2007 - 328 Kilometer in fünf Tagen
Jagen - Fressen - Schlafen - Aua


Auf dem Weg nach Berlin, Hamburg oder München mag es ein solches Schild an der Autobahn geben. An der Isar gibt es keines. Nicht für Kraft- und nicht für Radfahrer. Wer die etwa 8 Marathons umfassende Strecke entlang des bekannten deutschen Donauzuflusses läuferisch in 5 Tagen bewältigen will, hat einen von der Rennorganisation erstellten kleinen Taschenplan mit markanten Punkten und genauen Kilometerangaben dabei. An die einschüchternden Entfernungen denkt er besser nicht. Denn es soll Spaß machen. Und Erkenntnis bringen.Höher ? - Bergsteiger und Astronauten. Schneller ? - Schumi und alle ambitionierten (Marathon-)Läufer. Weiter ? - Versuchen wir es. Mit wenigstens einem Hauch von Geschwindigkeit. Verrückt ? - Nein, das ist nicht verrückt, weil für jeden, der diese Zeilen liest, leistbar. Sic ! Spätestens seit Bernd Heinrich, dem amerikanischen Zoologen und Ultraläufer ("Why We Run - A Natural History") wissen wir: Potential, längere mehrtägige Nahrungsjagden zu unternehmen, schlummert in uns allen; evolutionstechnisch betrachtet - natürlich. Es will lediglich wiedererweckt werden.Gesund ? - Nun, das ist die falsche Frage. Wie gesund muss man sein, um gut gestimmt auch ein solches Ziel zu erreichen ? - Unbequem gesund. Das zu allererst. Ruhig, beinahe stoisch sollte man jede Unbill ertragen können und gleichzeitig hochaufmerksam gut auf sie vorbereitet sein. Ganz wie bei der Jagd unserer Vorurväter: erfolgreich, wer geduldig vorausplanen konnte. Denn schneller war garantiert das Beutetier. Also galt es, in Zeiten fehlender Distanzwaffen später müde zu werden. So entwickelte sich im Laufe unserer Evolution Ausdauer, und damit einhergehend die Gedankenkraft, die Intelligenz, diese Ausdauer optimiert einzusetzen. Genau das hebt uns damals wie heute über alle Tiere.Es nachzuempfinden, dafür ist ein Etappenlauf wie der Isarrun ideal. "Zurück zur Natur" - dieser Trend kann kaum konsequenter umgesetzt werden. Also, "brich auch Du Dich offen auf und schau nach, woraus Du gemacht bist." (Jim Shapiro)

1. Etappe Tierische Hitze und göttliche Glocken (Plattling via Isarmünd zurück nach Plattling und weiter bis Dingolfing) - gut 62 km - Profil praktisch flach:

Früh um 9 Uhr zu wissen, daß man ein paar Stunden später bei 27 Grad im Schatten zu gefühlten 40 Grad überwiegend ohne Schatten laufen wird, scheint einige Teilnehmer nicht daran zu hindern, deutlich unter 5er Schnitt bis zur Isarmündung in die Donau und zurück nach Plattling zu toben. Nach dem vorabendlichen Rathausempfang beim Bürgermeister, mit allen Nibelungenweihen und reichlich Lukullarien, ist der Körper frisch und platzt schier vor Tatendrang. Gefährlich. Bewaffnet mit Camelbak-Trinkrucksack und Schwamm am Startnummernband genieße ich zunächst die flache, zu Beginn recht abwechslungsreiche Strecke: durch üppig blühende Laubbaumwälder, sattgrüne Wiesen und Auen, entlang zahlreicher Raps- und Getreidefelder, vorbei an alten Landgehöften, neugierig beäugt von bayerischen üppigen Milchkühen und noch bayerischeren üppigen Milchbäuerinnen. "Seids narrisch worn? ...bei dera Hitz'n!" Etappenläufe sind erstaunlich kommunikativ. Von etwa km 15 bis km 45 laufe ich heute mit Christoph Gehrmann, gemeinsam überholen wir sukzessive so manchen der Unvorsichtigen des Morgens. Die Strecke zwischen Plattling und dem Tagesziel verläuft überwiegend schattenlos am bzw. auf dem Damm. Um ein wenig Würze ins Spiel zu bringen, werden wir auch mal abseits durch das Unterholz geschickt. Schilfgras, Baumstümpfe, Biberlöcher - an 2 Stellen muss man sogar Acht geben, nicht in die Isar zu plumpsen. Mein Tempo bis ins Ziel am Markt in Dingolfing zu halten, fällt angesichts der Mittagshitze schwer. Nach 5 1/2 Stunden Laufarbeit führt der Zielerfrischungswunsch zunächst schnurstracks in den eiskalten Gemeindebrunnen hinein. Dort sitze ich nicht allein. In meinem Fall aber keine gute Idee, 45 Minuten danach klappt mein Kreislauf zusammen, nur mit Mühe erreiche ich warme Dusche und schließlich das Eiscafe schräg gegenüber, von dem aus man den Spätankömmlingen so herrlich entspannt und augenzwinkernd gemein zuklatschen kann. Um 18h30 wird täglich das Abendessen aufgetragen; heute Schnitzel, Kartoffeln und Jagdbeilagen - wahlweise ein vegetarisches Gericht. Voraus eine gute Suppe und zum Nachtisch wird auch die Siegerehrung serviert. Die ersten drei Frauen und Männer erhalten jeweils eine Kleinigkeit. Mal ist es eine Rettungsdecke, mal ein Bierseidel, mal ein Outdoor-Handtuch oder ein Erste-Hilfe-Set. Die meisten dürfen heute im Mehrbettzimer schlafen, ich habe bei der Lotterie zur Nacht eins der Feldbetten im Zelt auf dem Hinterhof gezogen. Zapfenstreich um 22 Uhr. Gewitterregen. Die Kirchturmuhr nebenan schlägt uns alle 15 Minuten. Welch göttliche Nachtruhe. Kommunikativ eben.

2. Etappe Entfaltung für die längste Tagesstrecke (Dingolfing via Landshut nach Freising) - knapp 75 km - Profil praktisch flach

Das Aufstehen um 6 Uhr erinnert allgemein an das Weichenstellen von Eisenbahnschienen. Man hat eine Art Rennsteig-Supermarathon vor sich, fühlt sich aber schon wie am Morgen danach. Gutbürgerliches Frühstück, das Gepäck muss bis 15 Minuten vor Start selbst am LKW abgegeben werden, damit es pünktlich Richtung Zielunterkunft abfahren kann. Alternativ darf man natürlich auch alles selbst nach Freising tragen, aber dann bekäme man definitiv Schwierigkeiten mit dem Zeitlimit von 9min/km. Also Hektik. Wie gut, daß ich mir angewöhnt habe, immer schon am Vorabend nach dem Briefing mit letzten Streckeninfos und Wettervorschau die Laufausrüstung für den Folgetag bereit zu legen. Es dauert bei mir meist 15-20 Minuten, dann kommen die Eisenbahnschienen ins Rollen. Bis zum Ortsrand eskortiert uns eine Polizeistreife, auf dem Isardamm ein Heer von Mücken. "Lauf Du doch auch mal vorne!" Das zweite Frühstück mundet, aber schmeckt nicht. Ab dem zweiten Lauftag gibt es (bei den wenigen existierenden Ultra-Etappenläufen allgemein üblich) zwei Startgruppen. Die etwas Langsameren des Vortages bekommen eine Stunde Vorsprung, welche im Ziel selbstredend wieder aufaddiert wird. So ist für den Rennveranstalter Auf- und Abbau der "fliegenden Verpflegungspunkte" (VP) einfacher, weil sich das Feld insgesamt weniger auseinanderzieht. Alle ca. 6,5 bis 14km warten 2-3 Helfer an Klapptischen mit erlesenen Buffets auf durstige und hungrige Athleten. Käse- und Salamihäppchen, mal ein Gürkchen oder Tomatenscheibchen, Obst, Salzstangen, allerlei süßes Naschwerk, sogar Schmelzschokolade ist im Angebot. Es empfiehlt sich, zuzugreifen! Trotz Trinkgurt bzw. -Rucksack sollte man zudem reichlich trinken, aufgestellt sind becherweise Wasser, Saft, Eistee, Cola und ein Isogetränk. Manch Läufer lässt sich sogar Bier oder Milch an ausgesuchte VPs anliefern. Jeden Morgen darf man nämlich in bereitstehende entsprechend numerierte Kisten Eigenverpflegung oder auch persönliche Ersatzkleidung legen. Die Becher müssen aus Umweltschutzgründen direkt am Stand geleert werden. Und nur dort. Natürlich. Der Isarrun ist erstaunlich verkehrsarm, selbst bei der Durchquerung von Landshut haben wir kaum Straßenberührung, müssen nicht eine Ampel überqueren, weil mit dem Uferweg alles unterführt wird. Die Weiterreise nach Freising: 40km Natur pur, auf Schotterwegen und einigen Singletrails kann man sich kaum verlaufen. Die gute Markierung mit leuchtroten Klebepfeilen und Spraypunkten im Kiesel ist vorbildlich. Dafür fährt täglich extra ein Biker voraus, der die Strecke aus dem Eff-Eff kennt. Angenehme Temperaturen, gegen Etappenende leichter Regen, heute macht auch zügiger 5er Schnitt Freude. Im Ziel bin ich zum ersten Mal vorne dabei. Und bekomme auch mal ein Bett zugeteilt. Außer zwei blauverfärbten Zehennägeln rechts und einer Blase unter dem linken großen Zehenballen, den ich abtapern muss, bin ich noch beschwerdefrei. Einige durchaus erfahrene Etappenläufer hatten weniger Vorsehung und Glück und sind leider schon ausgeschieden. Mal war es die Hitze, mal der Magen-Darm-Trakt. Der Energieumsatz muss reibungslos klappen, die Spatzen in Jagd-Hand und Bauch sind sozusagen absolut notwendig auf dem Weg zur Taube auf dem Dach.

3. Etappe München im Alarmzustand (Freising via München nach Wolfratshausen) - knapp 72 km - Profil flach bis wellig

Der dritte Tag gilt bei Etappenläufern als der "Warum-Tag". "Warum tue ich mir das bloß an?" fragen sich viele. Umso wichtiger, die Kräfte gut einzuteilen, und in einen täglich repetierbaren, möglichst gleichmäßigen Belastungsrhythmus zu gelangen. Die Luft ist sauerstoffreich, die Temperatur mit knapp 20 Grad durchaus brauchbar für einen weiteren Ultramarathon. Wie jeden Tag startet der erklärte Topfavorit, der Niederländer Jan Nabuurs, ungefähr im 4'45er Schnitt und erläuft sich schnell einen Vorsprung auf das Verfolgergrupetto. Sofern man gut trainiert ist und die Muskulatur mitspielt, ist das kein Problem, denn der Hormonhaushalt ist ohnehin im Alarmzustand, der Organismus quasi im Adrenalindauerrausch. Wenn es am schönsten ist, soll man Gas geben. Die Endorphine tanzen, Schuhplattler bekommt eine neue Bedeutung: ich habe mich getraut ein Paar Racer anzuziehen, die Sorte Schuh, die man bis maximal Halbmarathon tragen darf. Am ersten VP überhole ich Jan, etwas später grüßt München mit dem Englischen Garten. Nach 33 km und 2h41 erreiche ich am Föhringer Isarwehr einen unglaublich intensiven Flow-Zustand, der Geist löst sich vom Körper und gleitet ab in die Illusion unendlicher Weite. Der Grünwalder Forst im Münchner Süden weckt mit heftigen Unterholzpassagen und dem ersten welligen Gelände. Mancherorts führt die Strecke über glitschige Holzbohlensteige. Die letzten 13,2 km sind dann wieder brett'l-eben, so vergehen die 62 Minuten entlang des Nackertenparadeises, dem Naturschutzgebiet Pupplinger Au, wie im Flug. Wir sind im Humplbräu untergebracht. Hurra, ein Bett. Großzügige Zimmer, großes Abendbuffet, aber vorher noch schnell in die tolle italienische Eisdiele keine 50 Meter entfernt. Schnell? - Die beiden Zehen rechts kommen leider nicht mehr durch den TÜV. Unter den Nägeln hat sich jeweils eine Blase gebildet, da heißt es nun "Hühneraugen zu und durch". Für den Notfall hätte ich noch ein älteres Paar Schuhe dabei, welches sich ggf. zum "Cabrio" umgestalten ließe: einer Art Kreuzung aus Laufschuh und Sandale im Eigenbau. Die Bastelstunde ist dann doch nicht erforderlich, mit meinem 1-2 Nummern zu großen Paar klappt es zum Glück auch.

4. Etappe Alle Schleusen offen (Wolfratshausen via Bad Tölz nach Fall am Sylvensteinsee)- knapp 60 km - Profil flach, bald wellig, später hügelig und gar bergig

Die Isar ist nicht schiffbar, lediglich die Flößerei erlebte einst eine gewisse Blüte. Uns blüht ein neuer Tag, es schifft vom Start weg entsetzlich und wird bis ins Ziel nicht wieder aufhören. Jan voraus, begleitet von einem Etappenläufer, denn zum Vaterfeiertag haben sich einige Ultraläufer zusätzlich eingefunden. Bei km 35 fliegt der Holländer schon 8 Minuten voraus. Ich hoffe, daß stimmt, was gemunkelt wurde: er könne Berge wohl nicht so gut. Ab km 43 geht es endgültig zu wie am Rennsteiger Inselsberg, mancherorts ist wandern fast zügiger als laufen, so steil. Eines der deutschen Postkartenmotive überhaupt, der Syvensteinspeicher, versinkt heute leider im Grauschleier. Entschädigt werden wir durch ein veritables Luxushotel, den "Jäger von Fall". Mit Sauna, Whirpool, Infrarotkabinen ... und Schlemmerbuffet vom Feinsten. Geschlafen wird in den Seminarräumen auf dem Boden. Auf eigens mitzubringenden Schlafmatten. Natürlich. Einen Haken gibt es immer. Bis ins Ziel hatte ich den Rückstand zur Spitze auf nur noch 88 Sekunden verkürzen können, entsprechend gönne ich mir für 48 euro Mehrkosten ein bequemes Einzelzimmer. Die Chance, ein Rennen zu gewinnen, eröffnet sich ja nicht alle Tage. Im aufgestellten CD-player hält das Haus Klavierkonzerte gratis bereit, das Mineralwasser käme dafür auf knapp 3 euro für die pötite Boutaille. 2 1/2 Minuten liegen die beiden ersten Männer nach etwa 270 km in der Gesamtwertung auseinander. Nicht nur das verspricht Spannung für den letzten Tag.

5. Etappe Entscheidung an der Isarnordwand, oder: Vorsicht ! Spielende Rentner (Fall via Mittenwald/Scharnitz zur Isarquelle, schon Österreich)- knapp 59 km - Profil stark wellig, langgezogener Schlussanstieg zur Quelle

Den meisten Teilnehmern ist die Platzierung ziemlich egal, es zählen Landschafts- und Körpererlebnis, das gemeinsame Durchhalten bis ins letzte Tagesziel ist für sich genommen schon hart und eine Leistung. Das läufertypisch angenehme, bei Etappenveranstaltungen dieser Art besonders ausgeprägte soziale Miteinander kommt als Anreiz hinzu. Auch ich zähle mich üblicherweise zu den Genussläufern. Eingedenk der Beobachtung, bei entsprechend fokussiertem und engagiertem planungsvollen Training bei ganz langen Läufen durchaus vorne mitlaufen zu können, ist mir inzwischen jedoch zusätzlich ein gewisses Maß Ehrgeiz erwachsen. Ein 10000m-Galopprennpferd werde ich altersbedingt nicht mehr werden können, aber das Kamel trabt durch die Wüste. Tag und manchmal auch Nacht. Was Jan vorne veranstaltet, gehört mal wieder in die Kategorie Schweinsgalopp. Auf der nach 5 km erreichten fast unbefahrenen Landstraße lässt sich anhand der schwarz-weißen Straßenpfosten gut ablesen, daß er etwa im 4'40er Schnitt unterwegs ist. Spektakuläre Voralpenlandschaft, am Vortag weiß gezuckerte Gipfel glänzen zur Linken, das gletschergurgelige Isarbett rechts unten, Kiefernduft in der Nase. Und über uns lacht die Sonne wieder aus bayerischblauem Himmel. Herrlich. Herrgott! Warum dann dieses Höllentempo, diese Quälerei. Jawohl, im Ultralauf heißt es noch nicht "Spritz Dich Du Sau". Zumindest nach allem, was ich mitbekommen habe und praktiziere. Nach 11,5 km verrät mir Wolfgang am ersten VP, daß ich etwa 2 Minuten hinten liege. Ich darf nicht abreißen lassen. So sind wir am zweiten VP wieder gleichauf. 18,4 km in 1h26'34''. Lujah, sog I. 4'42er Schnitt. Und er lässt nicht locker. Ich werde noch schneller, erreiche den dritten VP gar mit leichtem Vorsprung. Jetzt bloß nicht umdrehen und nachschauen. Keine Schwäche zeigen. Viele von den bereits überholten Läufern der ersten Gruppe drücken mir die Daumen, das motiviert zusätzlich. Aber dieses mörderische Tempo werde ich bis zur Isarquelle nicht durchhalten können. Ein kurzer kräftiger Anstieg bei etwa km 27. Auf einmal ist Jan neben mir, setzt zur finalen KontraReAttacke an, läuft am vierten VP quasi durch, während ich meinen Trinkrucksack nachbefülle. Da bleibt nur zu hoffen, daß er überzockt ... und das eigene Vernunft-Tempo wiederfinden. Zwei Abzweigungen. Keine Pfeile. Keine Spraypunkte. Ich folge dem scheinbaren Hauptweg, bin aber unsicher. Ein freundliches Ehepaar verrät: "ja, ein ganz ganz Schneller ist hier schon durchgelaufen." Ich bin richtig aber langsam. Richtig langsam. Bis Scharnitz kommen 4 Minuten Rückstand zusammen. Später erfahren wir, daß sich besonders eifrige Naturschützer der betagten Art von den farbigen Punkten "gestört" gefühlt und diese deshalb mit Kies zugeschichtet hatten. Danke. Glück für uns, daß im Karwendel dennoch kein Läufer mehr verloren geht. So finde auch ich den beschwerlichen letzten Anstieg, den ewigen Talhatscher zur Isarquelle hinauf. Wir laufen bereits in Österreich und das örtliche Fernsehen will im Ziel festhalten, wie sich unsere müden Glieder in 4 Grad kaltem Wasser erfrischen. GESCHAFFT. Am Abend tobt im Risserhof in Scharnitz das große Abschlussgelage. Auch der Bürgermeister ist anwesend, bedauert die renitenten Rentner. Er hatte schon am Nachmittag für seine Wiederwahl punkten können, hatte er doch den Transport von der Quelle zum Gasthof für gleich vier Verschwitzte mit seiner Luxuslimousine persönlich übernommen. Und die Nappalederreinigung dazu. Für die meisten gab es eine schmutzgemäßere Traktor-Anhängertour retour. Der Bauernsohn strahlt aus einem belohnenden Isarrun-Shirt. Glücklich sind also alle, die wenigen noch am Schlusstag leider ausgefallenen Läufer einmal ausgenommen. Insbesondere Shin-Splints, die Überlastung signalisierende, unangenehme Beinheberverletzung, ist als Geißel des Ultralaufsports berüchtigt und fand auch diesmal ihre Opfer. Allerherzlichster Dank ist allen Helfern gewiss, hier wurde wirklich engagiert und effizient organisiert und betreut, einfach großartig! Ebenso wie Jan's Leistung, der am Ende den Isarrun verdient gewinnt. Ebenso wie Carmen's Leistung, die deutsche 100km-Nationalmannschaftsläuferin war bei den Frauen absolut unangefochten. Statt Pokal gibt es für die ersten Drei der Gesamtwertung und die Altersklassensieger eine schicke Wohlfühl-Fleecejacke aus Funktionsware. Alle Finisher freuen sich zudem über ein Polohemd mit Isarrun-Logo. Als "Nahrung" aber gewinnen sie sämtlichst die schönste aller moderner Jagdtrophäen: wunderbare, unvergessliche Eindrücke ! Von der Natur, von Freundschaft ...und von dem Stoff, aus dem auch Du gemacht bist.Du musst nur nachschauen.

Wepwawet
Wepwawet
Hannibalefanten in Aktion
Hannibalefanten in Aktion